Hopium


„2021 waren sie im Widerstand und 2025 voll auf Hopium“, las ich in einem Tweet. Der Verfasser zitierte einen Tweet, in dem gebetet wurde, dass Elon Musk die Deutschland GmbH aufkaufen sollte.

Ich musste lachen. Diese Verschmelzung von Hoffnung und Opium beschrieb treffend den Zustand der Betenden. Wie einfach ist doch das Warten auf den Retter. In einem Eulenspiegel aus dem 19ten Jahrhundert war mal eine Karikatur von einem Mann, der unter einem Baum saß, auf seine Uhr schaute und meinte „Sie kommt bestimmt, die Revolution!“.

Als Trump die Wahl 2020 verloren hatte, war das Netz voll von Meldungen, dass Q und General Flynn alles im Griff hätten. Man sollte gar nichts tun, sie würden das schon regeln. Dabei liefen die Betrügereien in fünf Counties ab. Eigentlich hätten die Wähler dort aktiv sein müssen. So widmeten sich Rechtsanwälte und Gerichte der Sache und das Ende ist bekannt.

Später las ich von „kontrollierter Opposition“. Die „Mächtigen“ rechnen bei ihren Vorhaben immer mit einer Opposition und platzieren dort Leute, die zersetzen und in die Irre leiten. Falls jedoch die Opposition zu stark wird und ein Wechsel tatsächlich kommt, dann ist die Änderung so, dass die „Mächtigen“ dies unbeschädigt überstehen.

Der Widerstand gegen die Impfpflicht hatte trotzdem Erfolg.

Es fing schon zu Lockdown Zeiten an. Dort bildeten sich die ersten Strukturen. Als es dann um die Impfpflicht ging, war eine zentrale, einheitliche Bewegung kaum mehr möglich. So verblieb man beim montäglichen Demonstrieren.

Über Telegrammkanäle informierte man sich, hielt Kontakte und versammelte sich friedlich jeden Montagabend auf den Straßen. Die „Mächtigen“ wussten nicht, wie stark die Gruppen waren und wer die Führung hatte. Als Otto Schily in seinen Brandbrief Dezember 2021 vor dem Schritt zur Gewalt warnte, wenn die Impfpflicht käme, fiel die Entscheidung, sie nicht durchzusetzen. Stattdessen suchte man einen Weg, wie man den Widerstand verschweigen konnte.

Der Bundestag spielte Streit der Parteien: leider konnten sie sich, aus parteitaktischen Gründen, nicht auf eine Impfpflicht einigen.

Drei von vier Mitbürger sehen das so. Sie geben ihre Stimme bei einer Wahl ab und hoffen das Beste. Nur einer weiß, wie gekämpft und gezittert wurde. Und ein noch kleinerer Teil weiß, wie man sich gegenüber der lokalen Polizei organisiert und abspricht. So lernte ich, dass ich auf einer unangemeldeten Demo keinen Personalausweis mitnehme. Bei einer Kontrolle kann ich so Kräfte binden. Wichtig war, dass die Beamten immer recht haben. Zum Glück kam ich nie in die Verlegenheit, das anzuwenden.

Aber auch dieser kleine Teil hofft, dass mit einer Wahl sich vielleicht doch etwas in die richtige Richtung ändert. Wie würde eine dezentrale, spontane Revolution auch ausgehen? Der Anfang könnte an Michael Kohlhaas erinnern. Alles niederbrennen. Aber wie würde es weitergehen? In den Bauernkriegen formulierte Thomas Müntzer seine eher kommunistischen Ideen und 1848 war eher kleinmütig.

Ich bevorzuge das Hopium zu nehmen.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert